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ayuh | veda
Leben | Wissen

ayurveda – eine Philosophie des Lebens

ayurveda ist in der westlichen Welt eher als ein Wellness-Programm bekannt. Doch er hat sehr viel mehr zu bieten. ayurveda ist eine Philosophie, eine hochwirksame Medizin und eine Lebensweise im Einklang mit der Natur. 

Das Wort ayurveda setzt sich aus zwei Begriffen zusammen:

  • ayuh steht für eine temporäre Verbindung von Körper, Sinnen, Geist und Seele. Diese Säulen bilden die Grundlagen des Lebens.
    Somit kann ayuh mit "Leben" übersetzt werden. 
  • veda lässt sich am besten als “Wissen” bezeichnen. 

ayurveda bedeutet also: Das Wissen oder die Wissenschaft vom Leben und der Langlebigkeit.

ayurveda umfasst physische, mentale, emotionale und spirituelle Aspekte und ist somit eine ganzheitliche Heilmethode.

Aufgrund dieser Vielschichtigkeit wird der ayurveda oft als Baum beschrieben:

  • die Wurzeln werden mit der Kenntnis der Schöpfungsgesetze verglichen
  • der Stamm versinnbildlicht das daraus erwachsende Wissen über die Lebensführung
  • die Hauptäste verkörpern die Heil- und Lebenskunst

Erfahren Sie mehr über den Ursprung und die Geschichte des ayurveda oder die ayurveda-Medizin von der Diagnose über einen individuellen Therapieplan bis hin zu den verschiedenen Behandlungen


dravyas
Die neun Ursubstanzen, aus denen alles im Kosmos besteht.

Mensch und Kosmos

Im ayurveda besteht alles, was im Universum existiert – so auch jedes Lebewesen und jeder Stoff – aus den neun Substanzen der vier Feinstofflichkeiten und der fpnf Elemente. Aus den vier geistigen Feinstofflichkeiten (Geist, Seele, Zeit, Raum) erwachsen die fünf emotionalen Urkräfte (Klang, Berührung, Gestalt, Geschmack, Geruch), aus denen widerum die fünf grobstofflichen Elemente (Äther, Luft, Feuer, Wasser, Erde) entstehen. Aus der Zusammensetzung dieser Substanzen ergeben sich die drei Bioenergien, oder auch die drei ayurveda-Typen genannt: vata, pitta und kapha.

Alle Substanzen kommen in jedem Lebewesen in unterschiedlicher Konzentration vor. Daraus ergibt sich die individuelle Konstitution, die Urnatur eines jeden Wesens.


manas | atman | kala | dik
Geist | Seele | Zeit | Raum

Die vier geistigen Feinstofflichkeiten

Geist, Seele, Zeit und Raum bilden die Substanzen der vier Feinstofflichkeiten. Geist und Seele sind ewig und unendlich. Im ersten feinstofflichen Manifestationsschritt ist der Geist an die Zeit geknüpft, denn Geist ist raumlos. Ohne Zeit kann Geist nicht wahrgenommen werden, weil er die Abfolge der Zeit benötigt. Die Seele manifestiert sich im Raum, um sich dort entfalten zu können, doch sie ist zeitlos. Raum und Zeit sind die ersten feinstofflichen Manifestationen und Grundlage unseres gesamten polaren Seins auf diesem Planeten. 

Die vier Feinstofflichkeiten entsprechen den Seinszuständen der Freude (Geist), der Liebe (Seele), der Dankbarkeit (Zeit) und der Demut (Raum).

manas
Geist

antarindriya | atindriya
​​​​​​​
innerer Sinn | Übersinn

indriyani
​​​​​​​
Sinnesorgane

Geist
Die Feinstofflichkeit Geist kann als psycho-mentale Ebene verstanden werden und wird auch als innerer Sinn oder Übersinn bezeichnet. Es ist eine Energieform grosser Vielschichtigkeit, welche die Intelligenz, das Denken, das Analysieren und die Entschlossenheit beinhaltet. Der Geist ist winzig klein wie ein Atom und extrem schnell.

Wie die Seele hat er seinen Hauptsitz im Herzen, bewegt sich aber durch den ganzen Körper. Er leitet und koordiniert die Sinnesorgane. Nur wenn der Geist die Sinnesorgane unterstützt, nehmen sie ihre Sinnesobjekte auch wirklich wahr. Er spiegelt die Eindrücke dann der Seele wider. Der Geist kann im Gegensatz zur Seele erkranken. Geschieht dies, verliert er seine Qualitäten von Klarheit und Freude. Wahrgenommenes wird fehlinterpretiert oder die Konzentrationsfähigkeit lässt nach.

atman 
Seele

jivatman | brahman/isvara
individuelle Seele | höchste/göttliche Seele

anadi | ananta
ohne Anfang | unendlich

Seele
Die Feinstofflichkeit Seele ist ewig, also zeitlos und alles durchdringend, also manifestativ raumfüllend. Sie kann nicht erkranken. Sie wird als Seher oder Zeuge beschrieben, dem das Spiel der Welt über die Sinnesorgane und den Geist gespiegelt wird. Ihr Hauptsitz befindet sich im Herzen. So lange das Individuum lebt, sind Geist und Seele in Zeit und Raum mit dem Körper verbunden. Im Übergang des Todes trennen sie sich voneinander.

Es werden zwei Arten von Seele beschrieben: die individuelle Seele und die höchste oder göttliche Seele. Beide sind aus demselben Stoff gemacht und werden als ohne Anfang und unendlich beschrieben. Solange die Seele mit dem Körper verbunden ist, ist das Individuum am Leben. Nach vedischer Lehre bleibt die Seele jedoch auch über den Tod hinaus individuell, bis sie sich wieder mit einem neuen Körper verbindet.

kala
Zeit

Zeit
Die Feinstofflichkeit Zeit entspricht unserem Verständnis von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Zeit ist nicht direkt wahrnehmbar. Sie wird auch als Rad beschrieben, in welchem bestimmte Phasen immer wieder kommen und gehen. Im ayurveda hat das Prinzip der Zeit u.a. in der Betrachtung der Lebensphasen (Kindheit, mittleres Lebensalter und Alter) Bedeutung. Auch spielen die Jahreszeiten diagnostisch und therapeutisch eine große Rolle. Verschiedene klimatische Einflüsse, wie Hitze im Sommer, Kälte im Winter und Veränderlichkeit im Herbst sowie Frühjahr, gehen damit einher. Als Teil dieser Natur kann man sich den zeitlichen Einflüssen nicht entziehen.

dik
Raum/Richtung

vastu-shastra
​​​​​​​
vedischen Architekturlehre

Raum
Die Feinstofflichkeit Raum oder auch Richtung ist nur über Rückschlüsse und somit nicht direkt wahrnehmbar. Die Himmelsrichtungen bezeichnen den Raum. So können auch die Lage und Ausrichtung des Wohnorts einen starken Einfluss auf Gesundheit, Erfolg und Harmonie der Menschen haben. Dies wird in der vedischen Architekturlehre beschrieben.


tanmatras
die fünf emotionalen Urkräfte

shabda | sparsha
Klang | Berührung

rupa | rasa | gandha
Gestalt | Geschmack | Geruch

Die fünf emotionalen Urkräfte

Aus den vier Feinstofflichkeiten gehen die fünf emotionalen Urkräfte KlangBerührungGestaltGeschmack und Geruch hervor. Diese Urkräfte haben vorerst noch nichts mit unseren fünf Sinnen zu tun, sie sind Urenergien oder Urkräfte noch vor der tatsächlichen grobstofflichen Manifestation. Diese Urkräfte sind Grundlage oder energetische Möglichkeit zur Manifestation in die fünf grobstofflichen Elemente. 

In der Bibel steht: Am Anfang war das Wort. Doch bevor ein Wort entstehen konnte, brauchte es den Ton oder Klang an sich. Ohne Ton/Klang kann sich kein Wort entwickeln. Klang ist eine Energie, eine Möglichkeit zur Manifestation. Genauso verhält es sich mit Berührung, ohne die ein Tasten nicht empfindbar oder die Gestalt/Form durch die ein Sehen nicht möglich wäre. Ebenfalls verhält es sich mit Geschmack und Geruch.


panchamahabhutas
die fünf Elemente

akasha | vayu| tejas | jala | prthivi
Raum | Luft | Feuer | Wasser | Erde

Die fünf grobstofflichen Elemente

Aus den fünf emotionalen Urkräften ist nun die Manifestation in die fünf grobstofflichen Elemente Äther, Luft, Feuer, Wasser und Erde möglich. Es sind jene Elemente, die uns überall in unserer polaren Welt umgeben, aus denen jedes Ding, jeder Stoff und auch jedes Wesen besteht. Diese Prinzipien bestimmen unsere Umwelt und unser Sein. Aus ihnen heraus ergeben sich unsere fünf Sinne mit Hören (Äther), Fühlen/Tasten (Luft), Sehen (Feuer), Schmecken (Wasser) und Riechen (Riechen). 

akasha | laghu
Äther | Leichtigkeit

shabda-tanmatra
Element des Klangs

Äther
Dieses Element symbolisiert den Freiraum, in dem sich alles abspielt. Es ist das Nichts, das alles in sich trägt. Das bedeutet, dass es in der Existenz nichts gibt, das nicht diesen Freiraum als Äther in sich trägt. Freiraum hat keinen Widerstand und erzeugt keine Reibung. Somit erzeugt dieses Element Weichheit. Auch Porosität und Leichtigkeit sind Eigenschaften des Äther-Elements. Es wird über den Hörsinn wahrgenommen. In ihm befindet sich die subtile Urkraft des Klangs.

vayu | chala
Luft | Beweglichkeit

shparsa-tanmatra
Element des Fühlens

Luft
Das Element Luft ist das Prinzip der Bewegung und der Beweglichkeit. Das bedeutet, dass alles, was sich bewegt oder Bewegung hervorruft, durch das Luft-Element ausgelöst wird und von ihm abhängt. Des Weiteren werden die Eigenschaften des Luft-Elements als leicht, kalt, trocken, subtil und klar beschrieben. Das Luft-Element wird über die Haut, dem Sinnesorgan des Fühlens, wahrgenommen. Ihm wohnt die subtile Urkraft der Berührung inne.

tejas | parinama
Feuer | Transformation

rupa-tanmatra
Element der Gestalt

Feuer
Das Feuer-Element ist das Prinzip der transformativen Energie. Es sorgt für Stoffwechsel, Wärme und Ausstrahlung. Die wichtigste Eigenschaft des Feuer-Elements ist die Wärme oder Hitze. Alles, was Wärme in sich trägt oder Wärme verursacht, alles, was leuchtet, strahlt oder radiiert, trägt das Feuer-Element in sich. Dies bedeutet, dass alles, was Farbe und Form hat, beinhaltet das Feuer-Element – so auch das Licht. Feuer ist heiss, scharf, subtil, leicht, klar, trocken und farbig. Es wird über den Sehsinn wahrgenommen. In ihm befindet sich die subtile Urkraft der Gestalt.

jala | prodaka/sravin
Wasser | Feuchtigkeit

rasa-tanmatra
Element des Geschmacks

Wasser
Das Wasser-Element verkörpert die Flüssigkeit, die Fettigkeit und die Feuchtigkeit. Alles, was in sich diese Eigenschaften trägt, enthält das Wasser-Element. Es wird als flüssig, fettig, kalt, schwer, dumpf, glatt, feucht, schleimig und kompakt beschrieben. Das Wasser-Element sorgt für Fröhlichkeit und wird über den Geschmackssinn wahrgenommen. Es entsteht aus der subtilen Urkraft des Geschmacks.

prthivi | prathishta
Erde | Stabilität

gandha-tanmatra
Element des Geruchs

Erde
Das Erde-Element entspricht der Stabilität und der Substanz oder auch der Masse. Das bedeutet, dass alles, was Substanz hat und stabil ist, das Erde-Element innehat. Es wird als schwer, rau, hart, unbeweglich, klar, stabil und grob beschrieben. Das Erde-Element wird über das Sinnesorgan des Riechens wahrgenommen. Es entsteht aus der subtilen Urkraft des Geruchs.


dosas
Die drei bioenergetischen Zustände

sarira | indriyani | malas
Körper | Sinnen | Ausscheidungen

vkrti
Ungleichgewicht der Bioenergien

prakriti
Grundkonstitution

Die drei Bioenergien

Um körperlich und geistig gesund zu sein, ist das Gleichgewicht der bioenergetischen Dynamiken, den sogenannten dosas, eine wichtige Voraussetzung. Geraten diese jedoch aus dem Gleichgewicht, bildet dies den Nährboden für Krankheiten. Gesundheit wird im ayurveda als Zustand des Gleichgewichts zwischen den drei Bioenergien gesehen: dem Körper, den Sinneswahrnehmungen und den Ausscheidungen. Dieser Gleichgewichtszustand ist die Grundlage für ein glückliches Leben. Innere und äußere Einflüsse können dieses Gleichgewicht beeinflussen. 

Mögliche Ursachen für den Verlust des Gleichgewichts können sein:

  • Ungünstige Angewohnheiten
  • Stress
  • Nichtbeachten der Ernährungs- und Verhaltensregeln 

Ungleichgewicht kann durch kleine Unachtsamkeiten hervorgerufen werden. So kann beispielweise kalte Milch im Winter getrunken, schnell zu mehr Kälte im Körper führen und eine Verschleimung begünstigen. Jedoch können Ungleichgewichte häufig schon durch ausgleichende Nahrung und den Zustand mässigen Verhaltens wieder ausgeglichen werden. Ursache für ein Ungleichgewicht können falsche Verhaltensweisen wie zu wenig Schlaf oder zu viel geistige Beanspruchung sein. Eine Gestaltung des täglichen Lebens im Einklang mit den Gesetzen der Natur ist für das Gleichgewicht daher besonders wichtig.

Jeder Mensch bekommt zum Zeitpunkt der Empfängnis im Mutterleib seine individuelle Konstitution. Diese erhält er durch seine Eltern, deren Konstitution, deren Lebensphase, und den äusseren Einflüssen wie Jahreszeiten oder Umgebungseinflüsse. Das ist die individuelle Grundkonstitution, die so genannte prakriti. Meist leben wir als Kinder natürlicherweise konstitutionsgemäss, haben einen individuellen Biorhythmus oder bestimmte Vorlieben oder Abneigungen. Im Laufe des Lebens werden uns diese natürliche Grundkonstitution leider meistens abtrainiert durch äusser Sozialisierung. Der ayurveda lehrt uns, uns selbst wieder kennenzulernen und unserem Gespür zu vertrauen, was gut ist für uns. Die körperliche Konstitution ist ebenfalls aus den Bioenergien zusammen gesetzt. vata, pitta und kapha erklärt, warum jeder Körper auf zum Beispiel gleiche Nahrungsmittel anders reagiert. Warum jemand Wind mag, der andere ihn kaum ertragen kann. Warum jemand Hitze verabscheut, während ein anderer sie liebt.

vata
Das Prinzip der Beweglichkeit

vata
vata besteht aus den Elementen Äther und Luft. Die Eigenschaften dieser Kraft sind Beweglichkeit, Leichtigkeit, Feinheit, Kälte, Veränderlichkeit, Klarheit und Rauheit.

pitta
Das Prizip der Verstoffwechselung

pitta
pitta setzt sich aus den Elementen Feuer und Wasser zusammen. Es ist in seinen Qualitäten heiß, scharf/stechend, flüssig, leicht fettig, sauer, beweglich und durchdringend.

kapha
Das Prinzip der Stabilität

kapha
kapha enthält Wasser und Erde und ist wie diese schwer, kalt, weich, fettig, süß, stabil und schleimig.


agni
Verdauungsfeuer

koshtagni
Magen-Darm-Trakt

dhatus | malas
Körpergewebe | Ausscheidungen

ama
Stoffwechselschlacken/toxische Nebenprodukte

Das Verdauungsfeuer

agni wird als Verdauungsfeuer übersetzt. Es ist aber weit mehr als das. In der vedischen Philosophie ist agni der Gott des Feuers, dem in zahlreichen Ritualen gehuldigt wird. Dieses Feuer steht für die universelle, transformative Kraft, ohne die Leben nicht möglich wäre. Im Körper fungiert agni als transformative Kraft, die alles stofflich und feinstofflich Aufgenommene – dazu zählen auch Sinneseindrücke und Erfahrungen – verdaut und in Körpergewebe und Ausscheidungen umwandelt.

rasa dhatu
Plasma-Gewebe

rakta dhatu
Blut-Gewebe

mamsa dhatu
Muskel-Gewebe

medo dhatu
Fett-Gewebe

asthi dhatu
Knochen-Gewebe

majja dhatu
Mark-Gewebe

shukra dhatu
Fortpflanzungs-Gewebe

Im Körper gibt es sieben Arten von Körpergewebe, die durch die Umwandlung der Nahrung durch agni aufgebaut werden:

  • Plasma-Gewebe
  • Blut-Gewebe
  • Muskel-Gewebe
  • Fett-Gewebe
  • Knochen-Gewebe
  • Mark-Gewebe
  • Fortpflanzungs-Gewebe

Das Verdauungsfeuer ist lebenswichtig und spielt eine zentrale Rolle im Körper. Wenn es sauber brennt und im Gleichgewicht ist, wird die aufgenommene Nahrung zu einem Gewebe guter Qualität transformiert. Wenn wir das Verdauungsfeuer aber überfordern oder schwächen, indem wir ihm nicht genug oder zur falschen Zeit Brennstoff geben, hat es nicht die Kraft, das Angebotene adäquat zu verbrennen oder zu transformieren. Als Folge bilden sich Gewebe schlechter Qualität oder Stoffwechselschlacken.

Beispiele, wodurch das Verdauungsfeuer geschwächt oder überfordert werden kann:

  • Hungern
  • Diäten
  • Langeweile
  • zuviel Essen
  • Nahrung, mit widersprüchlichen Eigenschaften
  • zuviel geistiger Input

Daher ist die Funktion des inneren Feuers von zentraler Bedeutung, um die Gesundheit zu erhalten oder wiederherzustellen.